„Glaubt mir, nur der freie Mensch kann gut sein.“
Dies ist ein zentrales Zitat aus einem der erhaltenen Briefe von Auguste Cornelius an Elise Schily, der sie ihre wichtigsten Gedanken und Einstellungen mitteilte.
Ein zartes Alter von 10 Jahren, was bedeutet das für eine Schule, wie die unsere?
10 Jahre seit ihrem Start im Jahre 2009, das heißt, dass die Kinder, die als erster Jahrgang diese Schule, diese Integrierte Gesamtschule, kurz: IGS, seit ihrer Geburtsstunde belebt haben, längst erwachsen und aus dieser Schule herausgewachsen sind. 10 Jahre bedeuten, dass in dieser Schule bereits hunderte von Jugendlichen ihre lebenswichtigen Abschlüsse erworben haben, zunächst den Berufsreife-Abschluss, danach meistens auch den Sekundarstufe-I-Abschluss und in vielen Fällen auch das Fach- oder sogar das Allgemeinbildende Abitur. Nach 10 Jahren haben die ersten beiden sehr erfolgreichen Abitursjahrgänge die Schule verlassen und der dritte Jahrgang schickt sich an, ihnen gleich zu tun.
Für die Schule als Ganzes ist jetzt die Zeit vorbei, in der jedes Jahr ein weiterer Jahrgang hinzukam und somit die Schulgröße kontinuierlich auf über 900 Schülerinnen und Schüler anwuchs. Der grundsätzliche Aufbau ist damit vollständig, vergleichbar einem neu gebauten Haus, in dem eine Familie jetzt komplett leben kann, wo aber viele Wände noch einfach nur weiß sind und die Beleuchtung an vielen Stellen noch sehr vorläufig ist.
Unsere „Schulfamilie“ befindet sich jetzt nach dem ersten Aufbau in der ganz wichtigen Konsolidierungsphase. Jetzt wird ausgestaltet und mit Leben erfüllt, was man sich vorgenommen hat. Jetzt werden wichtige Routinen geschaffen, wegweisende Entscheidungen getroffen und der Stil des Hauses so weiterentwickelt, dass dies über Jahre und Jahrzehnte tragen kann.
Diese IGS hat sich in Mainz behauptet und etabliert. Sie hat sich zentrale Leitsätze gegeben, die den „Geist dieser Schule“ formen und umreißen sollen und auf die man sich in vielen Einzelfragen immer wieder neu besinnen soll. Welche Ausprägungen das im einzelnen zur Folge hat, kann gar nicht leicht von vornherein überschaut werden.
Und hier spielt der eingangs zitierte Satz von Auguste Cornelius eine zentrale Rolle. „Frei sein“ heißt dabei nicht nur, an Händen und Füßen ungefesselt zu sein. Frei sein heißt vor allem, sich frei bewegen und frei denken zu können, diese Welt ein Stück besser werden zu lassen, indem wir ein Miteinander gestalten, das es für alle am Schulleben Beteiligten als erstrebenswert, schön und erfüllt erleben lässt.
In diese Zeit des Feierns steigen wir nach 10 Jahren mit einem schwungvoll schönen Schulfest ein, denn – um wieder mit Auguste Cornelius zu sprechen – „gemeinsame Begeisterung verbindet“. Im engagierten Zusammentun, frei von Bewertung und Hierarchie, zeigt sich diese Schulgemeinschaft, die immerhin aus einigen tausend Menschen besteht, von ihrer wesentlichen Seite. Es ist Platz für konstruktives Zusammenarbeiten, kreative Ideen und Beiträge, Darstellung von Können und Erfolgen und für den gemeinsamen Genuss des friedlichen und fröhlichen Zusammenseins – ein vorbildliches Beispiel für die ganze Welt. Hierfür geht mein ganz ausdrücklicher Dank an alle Mitglieder dieser Schulgemeinschaft, die zu diesem großartigen Fest in unterschiedlicher Weise beigetragen haben!
Ich selber durfte die zweiten 5 Jahre diese Schule als Direktor vor Ort leiten und begleiten. Hier flossen auch viele Erfahrungen ein von den drei anderen Schulen in Mainz, deren Aufbau ich ein Stück weit mitgestalten konnte. Aber auch ich bin nur ein vorübergehender Anteil an diesem lebendigen Schulorganismus, der sich immer weiter entwickeln wird.
Ganz im Sinne unserer „Schule mit dem Schwerpunkt Lesen“ haben wir uns wie viele Schulen vorher für eine kleine Festschrift entschieden. Aus ökologischen Gründen jedoch verzichten wir auf eine Hochglanzbroschüre zu diesem Thema. Stattdessen haben wir im Rahmen unserer digitalen Möglichkeiten eine „Online-Festschrift als Wiki-Projekt“ ausgedacht. Der Anfang dazu ist bereits gemacht, aber alle Mitglieder der Schulgemeinschaft können hierfür mit kleinen Beiträgen aus ihrem eigenen Blickwinkel diese gemeinsame Festschrift mitgestalten und kurze Artikel oder Bildmaterial dafür zur Verfügung stellen.
Ich wünsche dieser Festschrift und dieser wertvollen Schule ein gesundes Gedeihen und eine stetige und robuste Weiterentwicklung, auf dass alle Menschen, die hier zusammen arbeiten und leben ihre gemeinsame Freude daran haben können!
31.08.2019
Heinz Strupp
ehemaliger Direktor und Schulleiter der
IGS Auguste Cornelius Mainz-Hechtsheim